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Kirche, Konzertsaal, Kulturort: das Yehudi Menuhin Forum Bern

Geschrieben von Marc Siegrist | 26.09.2025 09:13:17

Quelle: Werner Huber, Publireportage. Berner Kulturagenda

 

In seiner Kompaktheit erinnert das Konzertgebäude an die Victoria Hall in Genf. Seine Akustik wurde schon mit der weltbekannten  Wigmore Hall in London verglichen. Doch gebaut wurde es als Gotteshaus: das Yehudi Menuhin Forum in Bern. 2009 schloss Werner Schmitt,  der langjährige Direktor des Konservatoriums Bern, einen langjährigen Mietvertrag über die Kirche der Christlichen Wissenschaft am Helvetiaplatz ab. Die stark schrumpfende Gemeinde sicherte so den Fortbestand des Gebäudes auch für ihre Zwecke. Für Berns Konzertleben schloss der 470-plätzige Saal eine Lücke zwischen den kleineren und grösseren Sälen. Betreiberin ist die eigens gegründete, nicht gewinnorientierte EducARTES GmbH. Bereits damals wurde der gemeinnützige Förderverein Yehudi Menuhin Forum Bern gegründet, mit dem Ziel, dereinst eine Stiftung zu gründen und das Haus zu übernehmen. Nun ist es soweit: Die Christlich-Wissenschaftliche Vereinigung Bern (CWVB) wird das Haus im Baurecht an die kürzlich gegründete Stiftung abtreten. Dies sichert nicht nur den Fortbestand des mittlerweile etablierten Kulturorts, sondern ermöglicht es auch, das Gebäude zu sanieren und für seinen aktuellen Zweck definitiv herzurichten. Das grösste Manko: Es fehlt ein Lift, der das Haus barrierefrei erschliesst. Dabei kann die Berner Aufzugsfirma Emch ihre grosse Erfahrung im Umgang mit denkmalgeschützter Bausubstanz einbringen.

 

Am Anfang war die Kirche

Bereits 1917 hatte die Gemeinde der Scientisten das Grundstück am Helvetiaplatz für den Bau einer Kirche erworben. Nach einigen Verzögerungen konnte das Gebäude 1926/27 nach Plänen des Berner Architekturbüros Nigst & Padel realisiert werden. Die Architekten gestalteten das Kirchengebäude  als kompaktes, nach aussen eher verschlossenes Volumen mit Walmdach.
Das von Pilastern flankierte Portal setzt einen starken Akzent. In seinen spätklassizistischen Formen erinnert das Gebäude an historische Tempelbauten.

 

Im Innern verbergen sich übereinander zwei grosse Säle. Im Hochparterre liegt der zweigeschossige Kirchensaal mit dreiseitig umlaufender Galerie. Eine gewölbte, in einzelne Streifen aufgelöste Holzdecke überspannt den Raum und sorgt für die hervorragende Akustik. Prunkstück des Saals ist die von der bekannten Orgelbaufirma Kuhn in Männedorf gebaute Orgel mit 32 Registern. Den überraschend hohen Saal im Untergeschoss würde man heute als Mehrzweckraum bezeichnen. Er war einst in dunklen warmen Farben gefasst, und Stoffvolants an den Deckenbalken verbesserten die Akustik. Hier wurden die «rhetorischen und musikalischen Darbietungen nach amerikanischem Muster durch Lautsprecher wiedergegeben», wie der «Bund» schrieb. Im Gegensatz zum Hauptsaal ist hier die ursprüngliche Ausstattung nicht mehr erhalten.

 

In Absprache mit der Denkmalpflege

Nach ersten, von der Kirche gemachten Überlegungen zum Umbau des Gebäudes, nahm Werner Schmitt mit Martin Gsteiger von 3B Architekten Kontakt auf. Diese hatten während Schmitts Direktorenzeit die Sanierung des Konservatoriums geplant und danach umgesetzt. Neben den Sanierungsmassnahmen, wie sie an einem hundertjährigen Haus nötig sind, beschäftigen die Architekten vor allem zwei Fragen: Wie lässt sich das Gebäude hindernisfrei erschliessen? Und wie kann man den knappen Vorraum mit einem
Foyer ergänzen?

 

 

Ein Emch-Glaslift als Variante für einen hindernisfreien Zugang zum Foyer des Forums. © 3B Architekten

 

In Absprache mit der Denkmalpflege war der Ort für einen Lift schnell gefunden: das eine Auge der beiden symmetrisch angelegten Treppen. Auch für einen Vorbau anstelle der bestehenden Freitreppe besteht das grundsätzliche Einverständnis der Denkmalpflege. Wie Lift und Vorbau dereinst aussehen werden, ist zurzeit noch offen. In die Überlegungen einbezogen wird auch das zurzeit sistierte Projekt für den Umbau des Helvetiaplatzes. Die Visualisierung zeigt lediglich ein mögliches Volumen in maximaler Transparenz. Dass es am Ende genau so aussehen wird, ist unwahrscheinlich, denn Martin Gsteiger und sein Team stehen noch am Anfang des gestalterischen Prozesses.

 

Abgrenzen oder einbinden?

Den Lift haben die Ingenieure von Emch bereits in groben Zügen konstruiert und in einer Visualisierung festgehalten. Das Bild zeigt, dass sich der Lift an dieser Stelle einbauen lässt, und dass dabei das Rundfenster über der Treppe weiterhin sichtbar bleibt. Es zeigt auch, dass die konstruktiven Elemente auf ein Minimum reduziert werden können. Das ist aber noch kein Projekt, sondern erst die Ausgangslage für den Architekten. Vor zwanzig Jahren hätte man vielleicht den Lift direkt in dieser Form umgesetzt: möglichst gläsern, unauffällig und vom Altbau abgesetzt. Heute sind auch andere Haltungen denkbar. So überlegt sich Martin Gsteiger, wie er Elemente der architektonischen Sprache von Nigst & Padel in die Gestaltung des Lifts aufnehmen kann, sodass dieser zu einem selbstverständlichen, integralen Bestandteil des Gebäudes wird. Soll eine gitterartige Struktur den Schacht umschliessen? Wird darin eine geschlossene Holzschatulle auf- und abfahren? Oder bleibt die Transparenz am Ende doch weitgehend bestehen?

 

Die geplante Erweiterung des Yehudi Menuhin Forum Bern zeigt das neue Foyer mit transparentem Eingangsbereich am Helvetiaplatz. © 3B Architekten

 

Martin Gsteiger kann auf eine lange Erfahrung in der Zusammenarbeit mit Emch zurückblicken: Vor über dreissig Jahren arbeitete er als junger Architekt bei Clémençon & Ernst Architekten, dem Vorgängerbüro von 3B, an der Sanierung des Spitalackerschulhauses. Mit Bernhard Emch und dem Ingenieur stand er vor Ort, und das Ziel war klar: ein Glaslift. Doch Gsteiger zweifelte: Ist ein abgrundtiefer Glasschacht wirklich das Richtige für ein Schulhaus? Seine Antwort war ein transluzider geschlossener, mit Glasplatten verkleideter Schacht. Auch beim Umbau des Yehudi Menuhin Forums werden sich die Architekten mit den Konstrukteuren von Emch austauschen und eine architektonisch richtige und technisch umsetzbare Lösung entwickeln. Massgeschneidert für das hundertjährige Gebäude.

 

Werner Schmitt, die treibende Kraft hinter dem Projekt

Ohne ihn gäbe es weder das Yehudi Menuhin Forum Bern noch die Stiftung, die das Gebäude übernimmt und saniert: Werner Schmitt. Der aus der Eifel stammende Cellist lebt seit fünfzig Jahren in der Schweiz und war lange Zeit Direktor des Konservatoriums Bern. Schmitt war mit dem Violinisten Yehudi Menuhin (1916–1999) befreundet. Dieser verbrachte ab Mitte der 1950er-Jahre seine Sommerferien in Gstaad und führte dort 1957 erstmals das heutige Gstaad-Menuhin-Festival durch. Schmitt ist es ein Anliegen, dass man sich an Menuhin erinnert – an den Musiker, vor allem aber auch an die Werte, die er als Philosoph vermittelte: «Kunst ist für alle da», pflegte Menuhin zu sagen. 1991 war Werner Schmitt bei der Gründung der International Yehudi Menuhin Foundation in Brüssel dabei und rief zusammen mit Menuhin 1993 das Musikerziehungsprojekt MUS-E ins Leben. Im folgenden Jahr fand im Casino Bern das legendäre fünfstündige Benefizkonzert «Tous les violons du Monde» zugunsten dieses Programms und des Stipendienfonds des Konservatoriums statt.

 

Werner Schmitt im Yehudi Menuhin Forum. © ZVG

 

«Das Vorhaben ist nicht eine Spinnerei von ein paar wenigen, sondern ein realistisches konkretes Projekt.»
— Werner Schmitt

 


Schmitt ist auch die treibende Kraft hinter dem Yehudi Menuhin Forum Bern und den Plänen, das Gebäude zu erwerben und zu sanieren. Eine erste Kostenschätzung der Architekten beziffert den Finanzbedarf auf rund 10 Millionen Franken – ein Viertel davon für die Erweiterung, drei Viertel für die Sanierung des Gebäudes inklusive Lift. Mit der Gründung der Stiftung, die die Liegenschaft übernimmt, kann das Fundraising im grossen Stil beginnen. Werner Schmitt ist gut vernetzt in Bern und darüber hinaus. Er ist zuversichtlich, das nötige Geld beschaffen zu können. Denn: «Das Vorhaben ist nicht eine Spinnerei von ein paar wenigen, sondern ein realistisches konkretes Projekt», betont Schmitt. Läuft alles rund, kann die Baueingabe Anfang 2026 erfolgen, sodass das erneuerte und erweiterte Gebäude 2028 fertig wäre.

 

Weitere Informationen: Werner Schmitt w.schmitt@bluewin.ch menuhinforum.ch

 

Bernhard Emch, CEO der EMCH Aufzüge AG, Maschinenbauingenieur ETH, leitet seit 2005 die Firma in vierter Generation. © EMCH Aufzüge AG

 

Aufzüge in aller Welt, made in Bern

Wir sind ein 1880 gegründetes Familienunternehmen und entwickeln, produzieren, montieren und warten Aufzüge weltweit. Gefertigt wird bei uns in unserer Berner Manufaktur. Neben individuellen Sonderanfertigungen realisieren wir auch Standardlösungen. Für das Projekt Yehudi Menuhin Forum Bern bringen wir unsere Erfahrung im Umgang mit denkmalgeschützter Bausubstanz ein und erarbeiten gemeinsam mit den Architekten eine massgeschneiderte Lösung für den barrierefreien Zugang.