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Während einer Liftfahrt geschieht etwas mit uns

Geschrieben von Marc Siegrist | 04.04.2025 13:22:28

Platzangst im Lift kenne ich nicht. Ich finde es auch nicht peinlich, mit anderen zu fahren. Im Gegenteil, ich beobachte gerne ihr Verhalten. Manche fühlen sich unwohl, weil sie mit Fremden unterwegs sind oder der Anstandsabstand fehlt. Andere wissen nicht, wohin sie schauen sollen oder ob ein „Grüezi“ angemessen ist. Eine Liftfahrt weckt bestimmte Assoziationen. Umso wichtiger erscheint es mir, diesen Raum angenehm zu gestalten. Alles, was den Nutzer verunsichern könnte, muss ich beheben: unlogische Signaletik oder verschmierte Tableaus. Fingerabdrücke auf Knöpfen oder schmutzige Armaturen vermitteln mangelnde Hygiene – und das ist kein schönes Gefühl.

 

Bei engen Aufzügen müssen wir mit Transparenz, Spiegeln, warmem Licht und Blick nach aussen arbeiten. Der Lift ist der einzige Raum in einem Gebäude, der sich bewegt. Die Fahrt darin ist ein Moment des Übergangs: Man tritt von aussen nach innen und wieder nach aussen. Die Liftfahrt darf keinen Bruch in der Passage bewirken. Im Idealfall fühlen wir uns am Ende der Fahrt besser als zu Beginn. Reflektieren die Materialien Kälte oder ist das Licht grell, fühlt man sich beim Aussteigen schlechter. Diese Emotionen nehme ich mit in den Alltag. Deshalb enttäuscht es mich, wenn Lifthersteller nur fade Standardlösungen anbieten. Aufzüge sind einzigartige Räume, die es mit Leben zu füllen gilt. Wenn ein Raumgefüge angenehm wirkt und der kurze Aufenthalt bereichernd ist, haben wir die Komponenten gut genutzt. Genau so arbeitet die EMCH Aufzüge AG. Ihre Lifte sind Unikate, mit Liebe zum Detail. Sie hören zu, reflektieren und verstehen die Wünsche ihrer Kunden.

 

Diese Offenheit und Geduld schätze ich sehr. Wichtig ist, dass niemals versucht wird, Designideen aufzudrängen. Bevor ich Innenarchitektin wurde, schloss ich in Zürich ein Jurastudium ab, doch Rechtsanwältin zu werden, war nie eine Option für mich. Die Faszination für Inneneinrichtung begleitete mich schon lange. Bereits während der Studienzeit liess ich Möbel nach meinen Entwürfen anfertigen. Noch heute setze ich lieber auf eigene Skizzen oder individuelle Stücke als auf bekannte Designklassiker. Für mein zweites Studium zog es mich nach Paris an die École Camondo, wo mich Andrée Putman unter ihre Fittiche nahm und mir eigene Projekte übertrug. Von ihr habe ich alles Wichtige gelernt.

 

Im Jahr 2000 gründete ich mein eigenes Unternehmen. Bald hatte ich mehrere Angestellte und Büros in Paris und Zürich. Das Büro in Frankreich habe ich inzwischen aufgegeben, dafür jedoch 2017 eine Filiale auf Mallorca eröffnet. In jedem Konzept suchen wir nach dem roten Faden, bringen eine klare Haltung zum Ausdruck. Wir arbeiten uns iterativ von aussen nach innen und wieder zurück. Wir beginnen mit Fragen zum Gebäude, zur Nutzung und zum Alltag.

 

Gehört die Gestaltung eines Lifts zum Projekt, denken wir gleich zu Beginn darüber nach: Wer nutzt den Lift und wie oft? Befindet er sich in einem Bürogebäude oder in einer privaten Villa? Wird er abends von einem Reinigungsteam genutzt? Wohnen ältere oder gehbehinderte Menschen im Haus oder eine Familie mit Kindern und Tieren? Soll die vertikale Bewegung inszeniert werden oder dient sie nur Transportzwecken? Diese Aspekte beeinflussen die Zugänglichkeit, das Erscheinungsbild und die Bedienung des Lifts.

 

Dann wenden wir uns dem Inneren zu. Wir überlegen, welche Formen und Materialien wir verwenden, wie sich diese anfühlen, woher das Licht kommt, ob es einen Spiegel gibt und ob Düfte, Musik oder Ansagen eingesetzt werden sollen. Diese Fragen müssen frühzeitig beantwortet werden, da der Lift eines der ersten bestellten Elemente ist. In der Innenarchitektur geht es nicht um „richtig“ oder „falsch“, sondern um die Bedürfnisse und Wahrnehmungen der Kunden. Wir liefern die Software, die Architekten die Hardware. Jedes Projekt betrachten wir architektonisch, nicht nur dekorativ. Ziel ist es, die beste Lösung zu finden, die ästhetisch, technisch, funktional und emotional passt. Es geht um das allgemeine Wohlbefinden. Ich bringe meine Sinne, mein Gespür, meine Erfahrung und mein Know-how ein, ohne den Kunden zu erziehen oder meinen Stil aufzudrängen.